Der Hildesheimer Sport hat eine herausragende Persönlichkeit verloren. Wolfgang Schütze lebt nicht mehr, der einstige Vorsitzende des HSC Hellas-1899 starb am Donnerstagabend im Alter von 87 Jahren. Auch wenn er in den vergangenen Wochen gesundheitlich stark angeschlagen war, trieb die Nachricht über seinen Tod vielen einstigen Weggefährten und früheren Bundesligaspielern die Tränen in die Augen.
Denn da ist jemand abgetreten, der getrost als die treibende Kraft und Motor für den Hildesheimer Wasserball gesehen werden kann. Nicht nur organisatorisch, sondern vor allem biologisch. Wolfgang Schützes vier Söhne Thorsten, Rainer, Dirk und Stefan waren alle gestandene und erfolgreiche Bundesligawasserballer, Dirk wurde sogar 1989 Europameister und 1991 zum besten Wasserballer Deutschlands gekürt, Enkel Fynn ist heute Leistungspfeiler der Nationalmannschaft. Doch an all dies war noch nicht zu denken, als der Jurist 1971 den Vorsitz übernahm und den Hellas-99 in eine goldene Zukunft führte.
Damals gab es noch keinen Jugendwasserball in Hildesheim, Wolfgang Schützes ältesten Jungs gingen gerade in die Grundschule. Er selber war Schwimmer, stammte aus Göttingen. 1963 heiratete er Liesel Bartels, die er zehn Jahre zuvor bei den Olympischen Spielen in Helsinki kennengelernt hatte. Eher nebenher war der Rechtsanwalt als Wasserballer aktiv, ein kompromissloser Verteidiger mit Ecken und Kanten. Sein damaliger Trainer Petar Josic und die Mannschaftskameraden gaben dem Rechtsanwalt den Spitznamen Advoß, abgeleitet von Advokat. Erst die Jugendlichen im Hellas-99 tauften ihn irgendwann später um, nannten ihn liebevoll „Adi“.
Da war sein Lebenswerk schon nahezu vollbracht. Gemeinsam mit dem damaligen Wasserballwart Kurt Weiterer hatte er in den 70er Jahren beim Hellas-99 den Nachwuchsaufgebaut. Sein Einsatz trug maßgeblich zum Gewinn der ersten Deutschen A-Jugendmeisterschaft 1983 und den ersten Aufstieg in die Wasserball-Bundesliga 1986 bei. Diese Erfolge waren der Anfang einer Epoche und einer Leidenschaft, die dem Klub bis heute erhalten geblieben ist.
Wolfgang Schütze stand 18 Jahre an der Spitze des Hellas-99, er blieb bis zuletzt aktiv im Verein, wenn auch ohne Amt. Er war ein wichtiger Ratgeber und Begleiter. „Am besten Adi fragen“, war oft eine Lösung, wenn ein Vorstand nicht mehr weiter wusste. „Er hat den Hellas-99 auf besondere Weise geprägt“, sagt der heutige Vorsitzende Jan Heinemann. „Und wenn er von seinen Enkeln erzählte, habe ich immer ein stolzes Lächeln gesehen.“ Den letzten Weg geht Wolfgang Schütze am Samstag, 20. April, auf dem Nordfriedhof. Die Trauerfeier beginnt um 12 Uhr.