Solch einen Urlaub gibt es in keinem Katalog. Da war alles dabei: Viel Action, noch mehr Sehenswürdigkeiten und das Ganze ganz nah dran an den Menschen. Eine Ferienwoche der besonderen Art liegt hinter den Jugendwasserballern des HSC Hellas-1899. 13 Jungs und sechs Mädchen zwischen elf und 15 Jahren fuhren zusammen mit Betreuern und Eltern nach Montgeron bei Paris, ohne zu ahnen, was für ein intensives Erlebnis auf sie wartete. Nicht das Training oder ein Wettkampf stand im Vordergrund, sondern die Begegnung mit französischen Jugendlichen. Dabei waren die jungen Hildesheimer und ihre gleichaltrigen Gastgeber gemeinsam in Aktion. So wurde zusammen gebowlt und geklettert, es wurden Runden gedreht auf den Karussells im Asterix-Park.
Das Programm, das die Franzosen mit vorbereitet hatten, war ein Knaller, nicht nur wegen eines 20-minütigen Feuerwerks zum französischen Nationalfeiertag oder Ausflügen auf die Seine und zu den Schlössern Versailles und Fontainebleau. Und bei aller Neugier an Land und Leuten blieb der Sport nicht auf der Strecke. Nach den Tagestouren stiegen die Wasserballer und Wasserballerinnen abends noch für zwei Stunden zu Trainingsspielen ins Schwimmbecken, ehe die französischen Eltern einluden zum Barbecue.
So viel Spaß, Energie und Gastfreundschaft macht Organisator Marian Hans glücklich. „Das war unser erstes Treffen, wir kannten uns vorher überhaupt nicht. Alles war perfekt.“ Der Hildesheimer hatte per Internet mit den Franzosen Kontakt aufgenommen und war sofort auf Gegenliebe bei deren Trainer Alain Detalle gestoßen. Nach einem eintägigen Vorgespräch in Paris im März waren sich beide einig – wir machen das.
Auch für den AS WP Montgeron war der Besuch der Hildesheimer eine erfreuliche Bereicherung. Normalerweise bleibt dort in den Sommerferien die Schwimmhalle zu, aber in diesem Sommer nicht. „So konnten wir nicht nur sieben Mal zusätzlich ins Wasser, sondern auch den eigenen Kindern und Jugendlichen ein gemeinsames Ferienprogramm ermöglichen“, freut sich Präsident Sergio Fernandez. In der Woche wurden Freundschaften geschlossen, die bei der Abschiedsfeier im gemeinsamen Singen der französischen Nationalhymne gipfelten. Der Gegenbesuch aus Montgeron zum 125-jährigen Bestehen des Hellas-1899 Hildesheim im nächsten Jahr ist ausgemachte Sache.
Großzügige finanzielle Unterstützung haben die jungen Wasserballer vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) erhalten, die über die Deutsche Sportjugend den Austausch junger Sportler zwischen Deutschland und Frankreich mit umfangreichen Maßnahmen begleiten. Dabei rutschten die Hellenen noch in das Nach-Pandemieprogramm, das die Wiederaufnahme der Jugendbegegnungen nach der Corona-Pause zum Ziel hat. Bei Interesse geben die Hildesheimer Wasserballer ihre Erfahrungen gerne weiter. Weitere Unterstützung erhielten sie von Wasserballervater Torsten Wirth, der ihnen zwei seiner Yellow-Car-Busse zur Verfügung stellte.
Der Alptraum ist zurück
Für Hellas-99-Trainer Dirk Schütze entpuppte sich die Tour nach Frankreich auch als kleine Zeitreise. Am letzten Abend gewannen die Hildesheimer Begleiter ein Freundschaftsspiel knapp gegen die Seniorwasserballer aus Montgeron. Nach der Partie kam deren Torwart Frederic Baudet auf die Hellenen zu und gab sich zu erkennen. Er hatte vor fast 40 Jahren in der französischen Jugendnationalmannschaft gespielt und konnte sich gut an Dirk erinnern, der damals eines der größten Talente im europäischen Nachwuchswasserball war. In Malta spielten sie 1985 gegeneinander und auch bei der Jugend-EM in Berlin, die Deutschland damals gewann. „1985 killte mich Dirk, 1986 atomisierte er uns und nun verliere ich erneut gegen diesen Kerl. Mein Alptraum ist zurück“, sagte Frederic Baudet mit einem freundlichen Lachen.