Wer erfolgreich im Sport sein will, der braucht nicht nur viel Talent, noch mehr Ehrgeiz und jede Menge Disziplin, sondern vor allem Spaß. Das ist jedenfalls die Erkenntnis des Hildesheimer Wasserballers Fynn Schütze, der derzeit als Profi in Barcelona aktiv ist und in der spanischen Metropole so viel Spaß hat, dass er seinen Vertrag um ein Jahr verlängerte. „Ich freue mich, dass der Verein auch Spaß mit mir hat“, sagt der 25-jährige Nationalspieler, der beim Hellas-1899 groß wurde und im vergangenen Sommer nach fünf Jahren bei WaSpo 98 Hannover zu CN Sabadell wechselte, der Nummer zwei in Spanien.
Zu Ostern weilte er kurz in der Heimat, um die Familie zu besuchen und drei Tage durch zu schnaufen, ehe er mit dem Team auf mehrere Finals zusteuert. Sabadell ist noch in drei Wettbewerben dabei. Im Viertelfinale der Europa-League bekommt es der Klub mit Steaua Bukarest zu tun, danach wartet auf Mallorca das Final-8-Turnier um den spanischen Pokal auf Fynn Schütze und seine Kollegen, und im Mai spielt der Verein im Play-off-Modus um die Meisterschaft. Sportlich läuft es ziemlich gut bei dem 1,98 Meter großen Sportler, der trotz seiner Klasse keinen Stammplatz hat. Auf der rechten Seite ist Blai Mallarach gesetzt, einer der besten Linkshänder der Welt, der nahezu alles gewonnen hat und mit 34 Jahren im Sommer seinen Abschied plant. „Es wäre vermessen, mich mit ihm zu vergleichen“, sagt Fynn Schütze über seinen Kameraden.
Aber nicht nur der Sport macht ihm Spaß, sondern, auch das Lebensgefühl in einer der schönsten Städte der Welt. Er lebt mit dem spanischen Nationalspieler Fran Valera und dem Niederländer Guus van Ijperen in einer „wirklich coolen“ Wohngemeinschaft, düst mit dem Motorroller gerne in die Stadt oder an den Strand, genießt die freien Stunden abseits der Schwimmhalle. Wasserball auf Top-Niveau zu spielen und nebenher zu arbeiten oder zu studieren, das ist kaum möglich. 13 Trainingseinheiten stehen jede Woche auf dem Zettel, hinzu kommen die Spiele und Reisen, aber auch Lehrgänge und Meisterschaften mit der Nationalmannschaft. Nach einem personellen Umbruch hat sich Fynn Schütze beim DSV-Team den Status eines Anführers erarbeitet.
Warum Europameister Spanien seit Jahrzehnten zu den führenden Wasserballnationen der Welt gehört, wurde Fynn Schütze schon kurz nach seiner Ankunft im vergangenen Sommer klar. Mehr Tempo, weniger Pausen, so lässt sich das Erfolgsrezept im Training zusammenfassen. „Alles geht schneller, ist hochintensiv“, beschreibt er die Arbeit im Wasser. Als er im Winter zurückkam von der Nationalmannschaft, brauchte er zwei Wochen, um wieder reinzukommen. „Ich war jedes Mal total fertig“, beschreibt es Fynn Schütze. Wer daran allerdings keinen Spaß hat, wäre an der falschen Stelle. Das hat er beim Osterfeuer auch seiner Cousine Greta gesagt, die als junge Wasserballerin die Chance hat, in den Nationalkader zurückzukehren. „Ich kann ihr das nur empfehlen. Sie soll sich aber keinen Druck machen“, empfiehlt der Vorzeigesportler, der sich seinen Olympiatraum eines Tages als Sportmediziner erfüllen will, denn die deutschen Wasserballer sind in Paris nicht dabei.
Eigentlich hätte Fynn Schütze noch genügend Zeit, um auf die nächste Chance zur Qualifikation zu warten. Mit 25 Jahren beginnt leistungstechnisch gerade die Blüte seines Lebens, doch irgendwann muss der junge Mann anfangen zu rechnen und an den Beruf denken. In einer Randsportart wie Wasserball sind selbst für einen gestandenen Profi keine Reichtümer zu verdienen. Das Geld genügt maximal, um über die Runden zu kommen, für später bleibt nichts übrig. Es wäre also Zeit fürs Medizinstudium, doch der Hellene hat sich anders entschieden. Bei Sabadell will er kommende Spielzeit die Rolle als Top-Linkshänder übernehmen und 2025 mit der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Shanghai dabei sein. Das sind nicht nur sportlich große Ziele, für Fynn Schütze klingt das vor allem nach ganz viel Spaß.