Millionen trauern um das Ausscheiden Deutschlands bei der Fußball-EM, vor allem dem Hellas-99 tat die 1:2-Niederlage gegen Spanien leid. Denn die Hildesheimer Wasserballer haben damit einen grandiosen Abschluss für ihren deutsch-französischen Tag verloren. Dabei lief bis zur 119. Minute der Verlängerung bei dem Turnier alles wie gemacht für Hellenen, die eine Woche lang Besuch aus Frankreich haben und darauf hofften, am Abschiedsabend morgen mit den fast 25 Gästen aus der Pariser Vorstadt Montgeron auf der Jowiese das Halbfinale Deutschland-Frankreich gucken zu können. Ein Beamer und eine große Leinwand für einen Fußball-Krimi im Klubhaus waren schnell organisiert. Ein Kopfball ins deutsche Tor machte die Bemühungen zunichte.
„Das ist schade, jetzt drücken wir halt alle die Daumen für Frankreich“, sagt Hellas-99-Cheforganistor Marian Hans. Er hatte vor einem Jahr den Kontakt hergestellt zum AS Montgeron und war mit zwei Dutzend Hellenen nach Frankreich gefahren. Der tollen Woche dort folgt in diesem Sommer nun eine ebenso schöne in Hildesheim. Es sind aber nicht wirklich alle Gäste im Klubhaus, die heute Abend „allez le bleus“ rufen. In der Brust eines Franzosen schlägt das Herz eines Spaniers. Montgerons Co-Trainer David Bustrago sitzt heute im roten Trikot zwischen seinen Freunden, sein Vater stammt aus Spanien, die Mama aus Portugal. Für ihn ist klar. Spanien gewinnt das Duell mit 2:1. So richtig glauben die Franzosen selbst nicht daran, dass sie ins Finale einziehen. 0:3 tippt Andre Billebault, für Raphael Gabboneppi endet das Halbfinale 1:2. Nur Liam Detalle ist Franzose durch und durch, lässt nichts auf die Equipe Tricolore kommen. „1:1 nach regulärer Spielzeit, 2:1 nach Verlängerung“, sagt der Jugendliche im Griezmann-Shirt.
Unterstützung erhält er von den Hellas-99-Jungs. Trotz ihres sehenswerten Fußballs ist Spanien bei den Hildesheimern unten durch. „Die haben den Schiedsrichter gekauft“, glauben nicht nur Niklas Schwab und Laurin Göhres, sondern viele ihrer Alterskameraden. Montgerons Präsident Sergio Fernandez müsste hin- und hergerissen sein, er ist Franzose, seine Familie hat spanische Wurzeln. Doch er zuckt nur mit den Schultern. „Ehrlich gesagt, ich bin Wasserballer und habe von Fußball keine Ahnung“, sagt der AS-Vorsitzende, der nachgekommen ist und sich extra in den Nachtbus gesetzt hatte, um Hildesheim zu erleben. Die Franzosen sind angetan von der Stadt, die sie bei einer Rallye erkundeten. „Es ist sehr schön hier, wir haben viel gesehen, natürlich die Michaeliskirche und den Dom“, schwärmt Dolmetscherin Ann-Sophie Michel.
Und erlebt haben sie einiges. Der Zoo und der Heidepark standen auf der To-Do-Liste – und natürlich ganz viel Sport. Minigolf, Kanu fahren, Bowling, Volleyball lauteten die Programmpunkte für die zwölf bis 17 Jahren alten Mädchen und Jungen, die nach den Ausflügen jeden Abend ins Wasser stiegen und Trainingsspiele gegen die Hellas-Jugend austrugen. Und weil es im Fußball kein gemeinsames Halbfinale gibt, organisierten die Hildesheimer für gestern Abend noch kurzerhand ein internationales Freundschaftsspiel nicht nur mit einer deutsch-französischen Moderation, sondern auch mit dem Singen der Nationalhymnen. „Das war ein Wunsch der Franzosen“, freut sich Marian Hans doch noch über einen grandiosen Abschluss, der den Hildesheimern und ihren Gästen in guter Erinnerung bleiben dürfte. „Das hatten wir so auch noch nicht in der Jowiese.“