Strampeln statt schwimmen

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Der junge Mann reckt beide Arme in die Höhe und freut sich. „Guck mal, was ich schon kann“, freut sich Fynn Schütze. Was nach einer banalen Streckübung aussieht, ist für den Hildesheimer Wasserballprofi drei Monate nach seiner schweren Schulterverletzung schon eine kleine Meisterleistung. Er befindet sich mitten in der Rehabilitation nach seinem dreifachen Sehnenabriss und der anschließenden Operation in Hannover.
Im April beim Weltcup in Belgrad erwischte es den 26-jährigen Nationalspieler ganz bitter. Im Wurf packte ihn ein Spanier, ausgerechnet ein Kollege aus seinem Klub CN Sabadell, am Arm. „Ich wusste gleich, das ist schlimm“, erinnert er sich an den Moment, der den Linkshänder, der im Hellas-99 seinen Sport gelernt hat, nun auf eine ungewohnt lange Geduldsprobe stellt. Im Wasserball sind derart schwere Verletzungen selten, auch auf dem Top-Niveau, auf dem sich Fynn Schütze bewegt.
Bewegung ist derzeit jedenfalls für die linke Schulter tabu – mit Ausnahme der Reha-Übungen. Noch bis Mitte November muss sich der Hellene mit Laufen, Fahrradfahren und auf dem Ergometer fit halten. Zugleich will er die Zeit nutzen, um seinen beruflichen Weg vorzubereiten. Nach zwei Jahren als Vollzeitwasserballer in Barcelona ist er zurück in Hildesheim. „Es war eine tolle Zeit, auch wenn ich bei den letzten Play-Offs nur als Zuschauer dabei sein konnte.“ Zweimal gewann der Zwei-Meter-Mann in Spanien, dem neuen Wasserball-Weltmeister, die Vizemeisterschaft. „Die Liga ist deutlich stärker als die in Deutschland“, ist seine Erfahrung. Doch für Gold reichte es nicht, Dauer-Primus Barceloneta war nicht zu knacken.
Sportlich gesehen ist verletzungsbedingt etwas Durchschnaufen angesagt, Fynn Schütze hat aber neue Aufgaben auf dem Zettel. Im Oktober startet er in Hannover mit dem Studium. Gymnasiallehrer für Spanisch und Sport will er werden. Mit Wasserball lassen sich keine Reichtümer verdienen, er braucht einen Plan für die Zukunft. Den früheren Gedanken, später Orthopäde zu werden und einmal als Sportmediziner mit Deutschland zu den Olympischen Spielen zu fahren, hat er begraben. Nicht begraben hat er den Traum von Olympia. Denn mit 26 Jahren befindet er sich im besten Alter, auch wenn die Verletzung ihn für gut ein Jahr zurückwirft. Seit 2018 spielt der Linkshänder im Nationalteam, ist dort zum Führungsspieler gereift und will an der Spitze seiner Leistungsfähigkeit seine herausragende Begabung noch nicht aufgeben.
Der Wasserball in Deutschland ist nach der verpassten EM-Qualifikation der Herren zwar am Boden, doch das ficht Fynn Schütze nicht an. Immerhin gewann die Studentenauswahl bei der Universiade in Duisburg gerade Bronze. „Ich bin vielleicht ein hoffnungsloser Optimist und manchmal etwas zu euphorisch, aber ich glaube an uns. Wir haben gute Talente und einen neuen Trainer“, hat der Hildesheimer den Wasserball weiter fest im Blick, wenn es um seine Lebensplanung geht.
In kleinen Schritten will er auf Touren kommen. Er hat sich dem Bundesligisten White Sharks Hannover angeschlossen, der vergangene Saison auf Platz fünf landete und für den er als Junior zwei Jahre aktiv war. Im November steigt er dort ins Training ein, die fünf Abende in der Woche sind damit verplant. Der Start ins Studium lässt ihm nicht genügend Zeit, um acht bis zehn Einheiten pro Woche zu absolvieren, wie es als Profi bei seinem alten Verein WaSpo 98 Hannover der Fall wäre.
Bis zur Play-off-Runde im Frühjahr will Fynn Schütze wieder weitgehend in Schuss sein, um dann im nächsten Sommer noch einmal in den internationalen Profizirkus einzusteigen. Ihm liegen nach eigenen Angaben mehrere Angebote vor, und er liebäugelt mit einem Klub in Italien. Auch der CN Sabadell hätte wohl nichts gegen ein Comeback einzuwenden. Doch egal wohin der Sport ihn führt, das Studium wird länger dauern. „Ich werde wohl Langzeitstudent“, sagt der Athlet. Doch das ist Zukunftsmusik. Fynn Schütze liebt seinen Sport, er liebt die Spiele und die Turniere. Bis er dort richtig loslegen kann, muss er erst seine linke Schulter wieder in Gang bringen – und die Arme sicher noch viele hundert Male nach oben strecken.

Einsatz für den Hellas-99
Seinem Heimatverein Hellas-99 ist Fynn Schütze seit jeher eng verbunden. Er will die freie Zeit nutzen, um in diesem Herbst seinen Onkel Dirk beim Training der U18-Bundesligawasserballer punktuell zu unterstützen und ihnen ein paar Trainingselemente aus Spanien vorzustellen. Der Jugendwasserball sei dort viel renommierter und viel intensiver, die Kinder seien mit großem Eifer dabei, hat Fynn Schütze bei seinem Klub in Sabadell beobachtet. Schon die U12-Teams trainieren jede Woche vier bis fünfmal zwei Stunden. Das Ergebnis: Spanien gehört seit Jahrzehnten zu den Top-Nationen, die Herren gewannen gerade die Weltmeisterschaft im Finale gegen Ungarn.

Ferientraining mit dem Nationalspieler: Die U18-Bundesligawasserballer des Hellas-99 holen sich Tipps von Profi Fynn Schütze. Foto: D. Schütze

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